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Channel: Jan-Pieter van Nes - Trainer für Unternehmer, Gründer und Coaches » Umgang mit Gründern
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Quelle war gestern! Droht jetzt dem Weltmarktführer Braun der schnelle Tod?

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Warum mich diese Unternehmenspolitik der Großkonzerne so richtig auf die Palme bringt

Quelle – der Name war über Jahrzehnte Programm. Jedes Kind kannte Quelle. Und plötzlich waren sie weg – wie vom Erdboden verschluckt. Warum? Quelle hat ganz einfach die Digitalisierung verschlafen.

Und Braun? Der Weltmarktführer der Rasierer? Haben die auch die Digitalisierung verschlafen? Nein, ganz im Gegenteil, die sind richtig gut dabei und führend auf dem Weltmarkt. Allerdings, Braun hat Pech, denn die sind schon lange kein eigenständiges Unternehmen mehr. Vor Jahren wurden sie von Gilette geschluckt, die wiederum gehören zu Proctor&Gamble, einem der weltweit größten Konsumgüterhersteller mit 120.000 Mitarbeitern, bereits 1837 gegründet und damit älter als Braun.

Entscheidungen werden nicht bei Braun, sondern bei P&G getroffen

Und jetzt steht Braun bzw. Gilette bei dem US-Konzern auf die Prüfstand laut einem Artikel des Tagesspiegels (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/gilette-werk-in-berlin-marienfelde-belegschaft-soll-fuer-weniger-geld-laenger-arbeiten/10888446.html). Der US-Konzern hat nämlich eine neue Unternehmensorder ausgegeben: Die Erhöhung der Unternehmensrendite. Die liegt derzeit bei 14 Prozent im Konzern und ist laut dem Platow-Börsenbrief außergewöhnlich profitabel. Zum Vergleich: Die Umsatzrendite bei Daimler, der wertvollsten deutschen Marke mit einem Wert von 25,5 Milliarden Euro nach Berechnungen der Markenberatung Interband (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ranking-deutscher-marken-interbrand-sieht-mercedes-benz-auf-rang-eins-a-974265.html) liegt bei knapp der Hälfte, also bei 7 Prozent.

Umsatzrendite ist bereits doppelt so gut wie bei Daimler – Trotzdem: nicht gut genug!

Die außergewöhnlich guten 14 Prozent Umsatzrendite sind den Konzernchefs aber nicht gut genug. Sie wollen mehr, in zwei Jahren sollen es 16 Prozent sein. Und dieses ehrgeizige Ziel könnte jetzt dem Traditionsbetrieb von Braun im Berliner Werk Marienfelde das Leben kosten, obwohl die Berliner bereits jetzt eine Umsatzrendite von 18 (!!) Prozent, also zwei Prozent mehr als die 16 Prozent, die P&G in zwei Jahren erreichen will, erreichen. Die Gründe dafür liegen irgendwo ganz anders – in Polen. Denn dort hat P&G vor 10 Jahren einen Teil der Fertigung nach Lodz verlagert und in Berlin Stellen abgebaut.

Und Fakt ist, dass in Polen (noch) mehr Umsatzrendite möglich ist, das glauben zumindest die Konzernlenker in den USA. Und in den nächsten 10 Jahren sollen in Europa 62 Millionen Euro eingespart werden. Und da haben die Berliner gegenüber den Polen mindestens zwei Nachteile: Die Berliner arbeiten erstens weniger und zweitens erhalten sie noch eine übertarifliche Bezahlung.

Mit anderen Worten, oder um es drastischer zu formulieren. Dem Berliner Stammwerk von Gilette geht es jetzt an den Kragen, so langsam aber sicher. Rücksicht auf die Unternehmensgeschichte, auf die Top Qualität, auf die Tradition nimmt wohl keiner, oder doch?

Übrigens, nicht nur Gilette steht auf dem Prüfstand bei P&G. Alle 100 Marken, und einen so bekannten Batteriehersteller wie Duracell hat man bereits an den Großinvestor Warren Buffet verscheuert. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/procter-und-gamble-verkauft-batteriehersteller-warren-buffett-schnappt-sich-duracell/10975624.html

Was mich dabei auf die Palme bringt!

Als Unternehmercoach und Gründercoach lehre ich meine Klienten, dass eines ganz wichtig ist: solide nachhaltige Unternehmenspolitik. Und dann lese ich, dass es bei Großkonzernen wie P&G nur um Rendite geht. Die ist schon super, soll aber noch besser werden. Was ich mich dabei frage: Spielen Tradition, Arbeitsplätze, Qualität und Standorttreue heute keine Rolle mehr? Wird alles auf dem Altar der Umsatzrendite geopfert? Rendite um jeden Preis?

Dagegen wehre ich mich. Denn wo kommen wir hin, wenn das Schule macht. Was ist, wenn es “billigere” Standorte gibt? Ziehen dann alle dorthin? Heute Polen, morgen China, übermorgen Vietnam, und dann …?

Für mich stellt sich die Frage: Kann ich als Unternehmercoach meinen Klienten guten Gewissens eine solide nachhaltige Unternehmenspolitik ans Herz legen, sie ermutigen, oder soll ich Ihnen den Tipp geben, Profit zu machen ohne Rücksicht auf Verluste?

Was würden Sie empfehlen? Was wäre Ihr Rat für einen Gründer oder Unternehmer?

Mit besten Grüßen

Jan-Pieter van Nes


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